Wie der 3. Oktober zum Feiertag wurde

Siegergrafik - Grafik: IwanIch bekomme heute noch ein Lächeln im Gesicht, wenn ich an den 3. Oktober 2004 denke. Die Eisbären spielten damals in Krefeld, was aber nun nichts mit dem folgenden Ereignis zu tun hat. Denn im Wellblechpalast gab es zur selben Zeit ein Spiel, das vollkommen unter die Haut ging. Die Eisbären Juniors traten gegen den BSchC Preussen an. Der Name „BSchC Preussen“ war der letzte Versuch einiger Funktionäre, das traditionsreiche Westberliner Eishockey noch ein wenig Farbe zu geben. Dass der Klub nach dieser Saison wieder Pleite ging, soll ebenfalls nur am Rande erwähnt bleiben.

Das Spiel, an einem stürmischen Herbstnachmitag, sahen nur knapp 900 Zuschauer. Diese wurden aber letztendlich Augenzeuge eines kleinen Wunders. Die Preussen, damals mit Spielern aufgewertet wie Yvon Corriveau, Scott Matzka, Doug Murray, Martin Lapointe oder Marco Rentzsch sollten dieses Spiel eigentlich haushoch gewinnen. Juniors in Action - Foto: City PressDachte man jedenfalls. Als es dann 3:0 für die Gäste aus Charlottenburg stand, war das Spiel in vielen Köpfen schon gelaufen. Auch die knapp 500 Preussen-Fans stimmten immer mehr Hohngesänge gegen die Juniors an. Was dann passierte, hatte Iwan einst im Fanboard auf www.eisbaeren.de super beschrieben:

Mich hat schon seit Jahren kein Eishockeyspiel mehr so ergriffen, nach dem Shorthander der Preussen war der Gedanke. Schade, zwar nicht untergegangen aber doch noch deutlich verloren. Dann das 1:3 und alles hellte sich auf, ein Tor, naja gezeigt das man da war. 2:3 und alles war eigentlich ok, ein knappes Ding kein Untergang und Achtungserfolg für sich. Dann der Ausgleich, schon super Genugtuung, ein Punkt, der moralische Sieg war damit errungen egal was kommt. Dann der Siegtreffer und echt der Ausraster, völliger Wahnsinn. Vor allem weil es noch nicht mal durch die großen DEL Eisbären gekommen ist, sondern durch die wirklich jungen Juniors, denen ich selbst noch vor einer Woche die Liga nicht zugetraut habe. Ganz großes Danke an die Mannschaft!

Es war in der Tat eine super Aufholjagd. Nach dem der damals 17-Jährige Youri Ziffzer im Tor teilweise wahre Glanztaten vollbrachte, machten 15 Sekunden vor Spielende die Juniors sogar noch den Ausgleich. Jubel, Trubel, Heiterkeit war angesagt. Juniors in Action - Foto: City PressDie kleine Spielertraube, die sich damals an der Bandenrundung vor dem Block G bildete, wurde an der anderen Plexiglasscheibe von einer „Fantraube“ vergrößert. Torschütze und Juniors-Kapitän Kay Hurbanek pochte daraufhin mit dem Handschuh noch ein paar mal gegen die Scheibe. Eine unglaubliche Synergie zwischen Spielern und Fans.

In der Verlängerung war es Marvin Tepper, der den Puck durch die Hosenträger von Preussen-Torwart Kai Fischer schoss. Auf den Videoaufnahmen von „Sport in Berlin TV“ war dabei zu erkennen, dass es ein ganz krasser Torwartfehler war. (Fischer war anscheinend eh nicht so konstant. Beim Rückspiel in der Deutschlandhalle, einige Wochen später, wurde er nach zwei Juniors-Toren nach seiner Auswechslung noch auf der Spielerbank gefeuert).

Juniors in Action - Foto: City PressDer Jubel der Hohenschönhausener war aber nahezu grenzenlos. Die Kollege vom Eis-Dynamo, der Eishockey-News sowie mich hielt es dabei nicht auf den Stühlen. Die Juniors-Fans lagen sich nahezu in den Armen, es wurde laut gejubelt. Jeff Tomlinson, damals Chefcoach der jungen Berliner, wurde fast vom Betreuer Paul Hufschläger erdrückt.
Youri Ziffzer wurde auf seinem Weg vom Tor in Richtung Spieler noch mit Münzen aus dem Preussen-Block beworfen, welche er natürlich zurückgab.

Der Abgang der Juniors-Spieler durch das Foyer in Richtung Juniors-Kabine gleich damals einen „Walk of Fame“.
So viele strahlende Gesichter habe ich bei den Juniors selten gesehen. Und auch ich lächle immer noch, wenn ich an diesen Tag denke…

ovk

Grafik: Iwan
Fotos: CityPress

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One Response to “Wie der 3. Oktober zum Feiertag wurde”

  1. Pherkner sagt:

    Ick werde diesen Tag nie vergessen! Eins der besten Spiele überhaupt die ick jesehen habe!
    Das die Preussen-Fans danach noch gegen sämtliche Autos mit Eisbären-Aufkleber traten, tat meiner Genugtuung keinen Abbruch. Ick lächelte den gesamten Tag, wahrscheinlich sogar die ganze Woche, in mich hinein und war einfach nur glücklich!! 😀