Der Welli, das zweite zu Hause oder der ganz besondere Mikrokosmos

Ecki in der Pause - Foto: PrivatWir schreiben das Jahr 2008, mein zehntes als Eisbärenfan. Und nun fällt dieses kleine, ganz persönliche Jubiläum mit zwei weiteren Ereignissen zusammen: Abschied vom heiß geliebten Welli und Beginn einer neuen Ära in der O2 Arena.

10 Jahre Eisbärenfan, 10 Jahre Welli – wenn man mal Muse hat und drüber nachdenkt, fallen einem so viele Geschichten ein. Man erinnert sich an stürmische Zeiten, an Glückseligkeit und Tränen.

Welli, das ist Eishockey – Welli, das sind die Eisbären auf dem Eis. Welli, das sind aber für mich auch die Fans, die Menschen neben dem Eis und auf den Rängen.
In all den Jahren hat mich neben dem sportlichen Aspekt mit all seinen Facetten aber immer auch eines berührt und in den Bann gezogen – immer wieder und jedes Mal neu, wenn ich in Berlin sein und zu einem Spiel meiner Eisbären gehen konnte: Es ist dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dass die Stimmung dort trotz aller Unterschiedlichkeit jedes Einzelnen prägt.

Da steht der Arbeiter neben dem Ingenieur, Arzt, Rechtsanwalt, da steht der Eisenbahner, Wachmann, Unternehmer neben dem Arbeitslosen, der Manager neben dem Schüler. Du kommst miteinander ins Gespräch, redest dir miteinander die Köpfe heiß und es ist im Grunde vollkommen egal, was einer hat oder ist, ob alt oder jung, ob Männlein oder Weiblein. Man ist Eisbärenfan, nicht mehr und nicht weniger. Im „richtigen“ Leben wäre man sich wahrscheinlich niemals begegnet, hier ist es möglich.

Ecki - Foto: PrivatDa kann es schon mal passieren, dass man noch lange nach Spielende bis in die Nacht bei Alex hockt und über Gott und die Welt philosophiert. Oder es wird einem eine Mitfahr-gelegenheit von Mannheim nach Berlin organisiert, weil die Busse für eine Oneway- Rückfahrt hoffnungslos ausgebucht sind. Fahrer und Mitfahrerin kannten sich bis dahin nicht. Egal, Eisbärenfans helfen sich.

Man kennt sich im Fanblock mitunter gar nicht mit Namen, aber man freut sich, dass man sich wieder sieht. Liegt sich in den Armen bei Siegen, klatscht ab oder leidet miteinander.
Und mit der Zeit entstehen wunderbare Freundschaften weit über Eishockey hinaus, die ich nicht mehr missen möchte.
Kurz und gut – für mich sind es neben dem Team insbesondere die Fans, die Woche für Woche nach Hohenschönhausen ins Sportforum pilgern, die den Kult des Welli ausmachen. Ohne uns hätte im Laufe der Jahre nicht entstehen können, was eben diesen Kult ausmacht.

Was haben wir in all der Zeit nicht alles erlebt: sportliche Höhen und Tiefen, Triumphe gemeinsam gefeiert, gehofft, gebangt. Wenn es Not tat, mit außergewöhnlichen Aktionen Flagge gezeigt.
Ich denke an solch bewegende Momente wie den Abschied von Mike Bullard zurück und bekomme immer noch Gänsehaut – so viele gestandene Männer inklusive ihn selbst mit Tränen in den Augen hatte ich noch nie gesehen.
Da sind in Gedanken natürlich auch die Derbys wieder präsent, die Jubiläumsfeier zum 50. und und und.
Wenn der Welli sprechen könnte, was für Geschichten würden wir dann hören! Es wäre wahrscheinlich mehr als ein abendfüllendes Programm.

Ja, ich werde ihn vermissen, unseren alten Kasten mit seiner ganz besonderen Atmosphäre. Selbst an die Schwerstarbeit, die man förmlich leisten muss, wenn man bei ausausausverkauftem Haus auf seinen Platz im Block möchte, werde ich sicher manchmal mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück denken.
Ich werde es vermissen, dieses Knistern, das man vor einem Spiel bereits auf dem Vorplatz spürt.

Aber in die Traurigkeit, dass die Welli- Ära nun bald zu Ende geht mischt sich bereits die Vorfreude auf das, was uns in der O2 erwartet. Und vielleicht gelingt es uns ja, ein wenig Faszination Welli mit in die neue Arena hinüber zu nehmen. Es liegt an uns.

Tja und wer weiß, vielleicht kann man dann schon bald die ersten neuen Geschichten aus der O2 erzählen.

Ecki
Fotos: Privat

Tags: , , ,


Warning: count(): Parameter must be an array or an object that implements Countable in /homepages/23/d68721919/htdocs/welli/wp-includes/class-wp-comment-query.php on line 405

Comments are closed.