Nach diesem Krimi am Freitag, den 18. April, von dem wir heute wissen, dass es das letzte DEL-Spiel im Wellblechpalast war, hatte ich nur einen Gedanken: Jungs, tut euch nun den Gefallen, belohnt euch selbst für diese überragenden Play-off und holt euch den verdammten Pott! Und sie lagen wieder zurück und wieder fand sich in Deron Quint ein Spieler, der trotz Verletzung (Schulter) das Glück zwang und zum späten Ausgleich einnetzte, was die Verlängerung des Spiels brachte. Und es war dort ausgerechnet Florian Busch, der die Eisbären zur Meisterschaft schoss! Ihr wisst selbst, warum ich das Wörtchen „ausgerechnet“ benutze…
Kapitän Steve Walker sagte während der Play-off: „In unserer Mannschaft gibt es nicht den einzelnen Helden. Wir sind eine Familie!“ Und doch: Ich weiß nicht wie viele von euch den Film „Der Club der toten Dichter“ kennen. Dort geht es u.a. auch um das Thema Loyalität und den Mut, für sich und andere einzustehen. Schüler einer sehr konservativen Eliteuniversität beweisen ihrem suspendierten Lehrer, der neue Wege beschritt, ihnen Literatur nahe zu bringen ihren Respekt, indem sie vor den Augen des anwesenden Rektors auf ihre Bänke steigen und dabei die Worte „Oh Käpt’n, mein Käpt’n“ aus einem Gedicht zitieren. Mein Held dieser Saison heißt definitiv Steve Walker! Wer wie er, stets ohne sich selbst in den Vordergrund zu schieben, sich mit hervorragender Einstellung und Top-Leistungen immer wieder in den Dienst seiner Mannschaft stellt, ist in meinen Augen sehr wohl ein Held. Und so steige ich denn in Gedanken auf meinen Schreibtisch und rufe aus: Oh Käpt’n, mein Käpt’n!
Andererseits hat Steve aber Recht, wenn er sagt, dass es in dieser Mannschaft nicht nur den einen Helden gibt. Denn bevor er selbst wieder aktiv ins Geschehen eingreifen konnte, waren es wie bereits gesagt auch Stefan Ustorf und Sven Felski, die ihre Führungsqualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellten. Auch Denis Pederson darf in dieser Aufzählung nicht fehlen, ebenso wenig unser Smithy, an dessen Seite Constantin Braun über sich hinauswuchs und sich zu einem wichtigen Faktor auf dem Weg zur Meisterschaft mauserte. Geführt von diesen gestandenen Routiniers entschied unsere junge Garde Spiele, Serien und in Person von Publikumsliebling Florian Busch letztlich sogar die Meisterschaft. Ihr meint, ich werde in meinen Ausführungen zu episch? Ich denke eigentlich nicht, wenn sogar die Spieler selbst, nach den Leistungen ihrer Kollegen gefragt, ein Wort ständig wiederholen: „Unglaublich!“
Der Welli bekam den Abschied, den er verdient hat. Mit einer Meisterschaft und dem Pokalsieg endet das letzte Kapitel seines Daseins als Heimspielort unserer Eisbären in der DEL überaus würdig, um nicht zu sagen perfekt. Und wir können unseren Kindern und Enkeln eines Tages stolz von diesen aufregenden Zeiten im Frühjahr 2008 berichten. Wir waren dabei und haben auf den Rängen unserer Mannschaft den Rücken gestärkt, wie schon lange nicht mehr. Ich werde die Atmosphäre bei Steve Walkers Siegtreffer in Finalspiel Nr.3, unseren und seinen Jubel jedenfalls nie vergessen. Die da unten auf dem Eis und die da oben auf den Rängen waren eins und der Wellblechpalast ihre gemeinsame Heimat. „Ich wusste von einigen Spielern“, erzählte Chefcoach Don Jackson, „wie wichtig ihnen gerade jetzt dieser Heimvorteil war.“
Am 25. Mai treffen wir uns alle noch einmal im Wellblechpalast. Werden „unsere“ gewohnten Plätze einnehmen und uns die Erlebnisse all der vergangenen Jahre, für manchen ja sogar Jahrzehnte, ins Gedächtnis zurückrufen. Ich hoffe, ihr findet euch dazu in möglichst großer Zahl im Welli ein! Er hat es verdient, noch einmal von unserer Stimmgewalt in seinen Grundfesten zu erzittern, bevor es doch deutlich ruhiger um ihn werden wird und die ganz großen Scheinwerfer nicht mehr angehen. Tschüss, Welli!
Apropos Scheinwerfer: Die Hamburger wollten im Welli das Licht ausknipsen. Die Düsseldorfer und auch die Kölner. Geschafft hat es keiner! „Und das“, würde Berlins regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wohl sagen, „ist auch gut so!“ Wenn hier überhaupt wer das Licht ausknipst, dann wir!
Matze Eckart
Fotos: CityPress
Tags: Play Off 2008
Ich war an diesem denkwürdigen Freitag (18.04.08) wie bei jedem Heimspiel dieser Saison (ich habe wirklich keins verpasst) auf meinem Platz im F-Block. Nach diesem Gänsehautspiel war mir klar, dass es das „letzte“ Spiel gewesen sein könnte, aber irgendwie bin ich auch ganz fest davon ausgegangen, dass am Dienstag noch das alles entscheidende Spiel im Welli stattfindet. Nun – es kam ganz anders – die Entscheidung fiel bereits am Sonntag – und das war „auch gut so“.
Ich habe dieses entscheidende Spiel in der Köln-Arena nur im Internet-TV sehen können. Es war aber trotzdem irre aufregend.
Am 25. Mai werde auch ich wieder auf meinem Platz im F-Block stehen, aber irgendwie hab ich auch Beklemmungen bei diesem Gedanken.
Mein Vorschlag wäre, dass Sven Felski zusammen mit Hartmut Nickel bei dieser Veranstaltung symbolisch für eine Minute das Licht ausmachen. Danach sollte es aber wieder angehen – als Zeichen dafür, wo junge Talente auch in Zukunft herkommen werden.
@Weddinger:
Dein Vorschlag hat definitiv Charme, gefällt mir wirklich sehr der Gedanke! Drei Eisbären-Generationen „Licht aus und wieder an-Knipser“, z.B. Hanne Frenzel – Sven Felski – André Rankel, würden mir da zur Erweiterung deines Vorschlags einfallen. Diese Idee sollten wir mal so oder ähnlich den Organisatoren der „Tschüss Welli“-Party nahe bringen, finde ich!
Danke für deinen Beitrag!